5. Tag
Mittwoch, den 14.9.1983
Um 9.30 Uhr Abfahrt vom Campingplatz Laon. Bedeckter Himmel und Gegenwind. Zahlreiche Soldatenfriedhöfe und Ehrenmäler zeugen davon, daß wir durch Gebiete fahren, die besonders in den Champagneschlachten des 1. Weltkrieges heiß umkämpft wurden. Hinter Urcel überqueren wir den Ailettefluß und den Oise-Aisne-Kanal. Kurz danach haben wir den Rücken des Chemin des Dames (Damenweg) erreicht, dessen Höhenstraße an einem monumentalen Kruzifix in die von uns befahrene N 2 einmündet. Hinter dem Kruzifix sehen wir die Ruinen des Fort de la Malmaison mit einem deutschen Soldatenfriedhof für 12.000 Gefallene.
Nach weiteren 16 km sind wir in Soissons. Die 28.000 Einwohner zählende Stadt ist seit dem III. Jahrhundert Bischofssitz. Sie war im Altertum Hauptstadt des keltischen Stammes der Suessionen, seit 511 von Westfranken und somit die Wiege der französischen Monarchie. Im Jahre 486 schlug Chlodwig hier den römischen Feldherrn Syagrius; 752 wurde Pippin hier zum König gewählt. Ob in der neueren Geschichte der Sturz von Hubert vermerkt sein wird, ist allerdings mehr als fraglich.
An der Stadteinfahrt Soissons stürzt Hubert an einem Bahnübergang. Hautabschürfungen an Kopf, Händen und am rechten Bein sind die Folge. Versorgung ist nur mit Desinfektionsspray möglich, da Verbandsmaterial im Campingwagen liegengeblieben ist. Hoffentlich kommt Ewald bald nach !
Auch das Fahrrad ist etwas in Mitleidenschaft gezogen worden. Nach kurzer Zwangspause geht es weiter durch Moorlandschaften, die sich längs der Aisne erstrecken.
Plötzlich aufkommender Regen, der anhält und stärker wird, zwingt uns zum unterstellen. Regen wird schwächer, wir fahren weiter. In Couloisy holt uns Ewald ein. Wir sind total durchnässt und beschließen für heute in Compiegne Schluß zu machen. Ewald fährt voraus, um dort einen Campingplatz zu suchen.
Im strömenden Regen treffen wir um 14.30 Uhr auf dem Campingplatz - in der Nähe des Schlosses - in Compiegne ein. Wir reinigen unsere verschmutzten Sachen und machen uns frisch. Die warmen Duschen muntern uns wieder auf. Huberts Blessuren werden versorgt und die nasse Kleidung getrocknet. Anschließend kleiner Stadtbummel, dann warmes Abendessen im Campingwagen.
Hoffentlich haben wir morgen besseres Wetter !
TAGESLEISTUNG = 77 km
Vormittags stürmisch und Regen, deshalb erst um 10.30 Uhr Abfahrt vom Campingplatz Compiegne.
Nach 12 km wird durch Speichenbrüche das Hinterrad von Huberts Fahrrad defekt (Folgen des Sturzes vom Vortage). Hartmut fährt zum Campingplatz zurück, damit Ewald sein Reservefahrrad heranbringt. Hubert und Klaus gehen weiter, bis Ewald bei Arsy mit dem Ersatzfahrrad eintrifft.
Auf Grund der eingetretenen Situation beschließen wir die änderung der Fahrtroute zwischen Clermont und les Thilliers. Die neue Strecke wird über Beauvais, Auneuil und Gisors nach les Thilliers führen und ist Ewald sowie Hubert von früheren Fahrten schon bekannt. Ewald fährt mit dem Campingwagen und defekten Fahrrad voraus nach Gisors, um dort einen Fahrradmechaniker und Campingplatz ausfindig zu machen. Wir wollen uns dann irgendwo auf der Strecke hinter Beauvais wieder treffen.
Die Fahrt geht weiter. Durch Gegenwind und zeitweilige Regenfälle beschwerliche Fahrt bis Beauvais. Danach klart es auf. Kleiner Imbiss an einem Fernfahrerkiosk. Als wir weiterfahren, treffen wir Ewald. Er hat in Gisors einen Mechaniker gefunden, der versuchen will, bis morgen um 17.00 Uhr Huberts Fahrrad wieder in Ordnung zu bringen. Ewald beschreibt uns den Campingplatz und fährt zurück, um für unsere Ankunft alles vorzubereiten.
Auf der Steigung hinter Auneuil plötzlich starker Sturm und Platzregen. Klaus, der einen Spurt eingelegt hat, sucht weiter oben Schutz hinter den Fragmenten eines Bushaltestandes. Hubert und Hartmut flüchten in den Wald.
Nach Abflauen des Unwetters geht es durchnässt weiter, bis wir uns in Gisors erneut unterstellen müssen. In einer Regenpause erreichen wir endlich gegen 19.00 Uhr den am Ortsausgang Gisors gelegenen Campingplatz. Da die sanitären Anlagen zu wünschen übrig lassen, machen wir uns im Wohnwagen frisch. Die gewohnte Dusche fehlt uns sehr. Ewald entschädigt uns dafür mit seiner aufmerksamen Fürsorge.
Wenn alles gut geht, könnten wir morgen schon in Louviers eintreffen. Aber wir haben dem Freundeskreis ja versprochen, am Samstag um 11.00 Uhr dort einzufahren. Der Freundeskreis fährt morgen von Holzwickede ab. Hoffentlich kommen sie gut durch, denn die belgischen Grenzer streiken.
TAGESLEISTUNG = 110 km