Gorleben

Gemeinde im Landkreis Lüchow-Dannenberg, Niedersachsen, an der Elbe, 888 Einwohner.

Seit 1983 ist bei Gorleben ein Zwischenlager für konditionierte schwach radioaktive Abfälle in Betrieb, seit 1995 ein Trockenlager für die Zwischenlagerung von ausgedienten Brennelementen und hochradioaktiven Abfällen in Castor-Behältern, deren Transport in das Trockenlager von massiven Protesten durch Kernkraftgegner und aufwändigen Polizeieinsätzen begleitet wird.

Seit der Entstehung der Anti-AKW-Bewegung in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre ist das Wendland eines der wichtigsten Zentren des Protestes gegen die Atomkraft. Gegen den Bau oder Betrieb der atomaren Entsorgungsanlagen in Gorleben organisieren wendländische AKW-GegnerInnen seit mehr als zwanzig Jahren regelmäßig größere und kleinere Demonstrationen oder Protestaktionen, an denen sich immer wieder auch AKW-GegnerInnen aus dem gesamten Bundesgebiet beteiligen.
Dieser beispiellos kontinuierliche und heute von weiten Teilen der Bevölkerung getragene oder zumindest befürwortete Widerstand hat das jetzige Gesicht des Landkreises Lüchow-Dannenberg mitgeprägt. Er brachte die politischen Mehrheitsverhältnisse in Bewegung, veränderte das kulturelle Klima, hatte auch Auswirkungen auf die Wirtschafts- und Bevölkerungsstruktur des Landkreises.

Die Untersuchungen (seit 1980) über die Eignung des Salzstockes bei Gorleben für die Endlagerung radioaktiver Abfälle von der Tagesoberfläche aus sind abgeschlossen. Zur Untertageerkundung wurden 2 Schächte (Schacht 1 und 2) errichtet. Die Fördereinrichtung von Schacht 1 wurde im März 2000 in Betrieb genommen.

Was ist eine sogenannte Endlagerung ?

Endlagerung ist die sichere Verwahrung von schädlichen und giftigen, besonders aber radioaktiven Abfällen mit dem Ziel (im Gegensatz zur Zwischenlagerung), eine dauernde Isolierung der Schadstoffe vom menschlichen Lebensbereich zu gewährleisten.
Als relativ sichere Methode der Endlagerung radioaktiver Abfälle gilt heute die Verwahrung in geologischen Formationen des tieferen Untergrunds (Salz, Granit, Ton, Tuff). Die wesentlichen Anforderungen an ein solches Endlager sind: geologische Stabilität über einen Zeitraum von etwa 10000 Jahren, Sicherheit gegenüber dem Zutritt von Wasser, das die Schadstoffe auslaugen und transportieren könnte, gute Wärmeleitfähigkeit zur Abfuhr der beim radioaktiven Zerfall auftretenden Wärme. Die radioaktiven Abfälle müssen dabei in eine zur Endlagerung geeignete, meist feste Form gebracht werden, die ein Austreten radioaktiver Stoffe auch über derart lange Zeiträume verhindert (Endkonditionierung). Schwach- bis mittelaktive Abfallstoffe, z.B. in Form radioaktiver Abwässer, werden dazu im Allgemeinen mit Bitumen oder Beton in Stahlfässern fixiert, hochradioaktive Stoffe mit Glas verschmolzen (Verglasung) und anschließend von rostfreiem Stahl umschlossen. Die Endlagerung durch Versenken von Abfällen ins Meer in Tiefen von mehr als 4000m wurde bis 1983 vorwiegend für schwachaktive Abfälle praktiziert und ist seitdem weltweit gestoppt. In Deutschland wird zurzeit ein Endlager in Morsleben betrieben, für weitere wird die Genehmigung angestrebt (Gorleben, Schacht »Konrad« bei Salzgitter). Die Diskussion um die sichere Endlagerung von hochradioaktiven Abfällen in einem Salzstock bei Gorleben ist kontrovers.
Die Bundesregierung wird nach der Vereinbarung zum Atomausstieg die Erkundung des Salzstocks in Gorleben bis zu Klärung konzeptioneller und sicherheitstechnischer Fragen durch ein Moratorium für mindestens 3, längstens jedoch 10 Jahre unterbrechen.

Schwach- und mittelradioaktive Abfälle ohne nennenswerte Wärmeproduktion sowie Abfälle, die aus dem Abriss kerntechnischer Anlagen stammen, sollten ab 1998 in die ehemalige Eisenerzgrube »Konrad« bei Salzgitter eingebracht werden. Dieser Termin konnte nicht eingehalten werden; der Beginn der Einlagerung verschiebt sich auf unbestimmte Zeit. Seit der Wiedervereinigung 1990 stand das in der DDR betriebene Endlager für radioaktive Abfälle bei Morsleben (im früheren Kalisalzbergwerk Bartensleben) zur Verfügung. 1994 wurde nach einer dreijährigen, durch gerichtliche Klagen erzwungenen Unterbrechung der Einlagerungsbetrieb wieder aufgenommen. 1998 wurde aufgrund einer neuen Klage die Einlagerung in einem Teilbereich des Lagers gerichtlich unterbrochen. Das Bundesamt für Strahlenschutz hat daraufhin die Einlagerung im gesamten Lagerbereich für eine unbestimmte Zeit gestoppt. Für die direkte Endlagerung wurde der so genannte Pollux-Behälter entwickelt, der acht zerlegte Brennelemente von Druckwasserreaktoren aufnehmen kann, aber auch für die Endlagerung anderer Brennelemente geeignet ist. Diese Konditionierungstechnik sollte in einer in Gorleben errichteten Pilotkondititonierungsanlage (PKA) erprobt werden. Nach dem Konzept zum Atomausstieg soll die Nutzung dieser Anlage auf die Reparatur von schadhaften Behältern beschränkt werden. Seit 1994 sollen die bei der Wiederaufarbeitung in Frankreich und Großbritannien anfallenden konditionierten radioaktiven Abfälle nach Deutschland zurückgeliefert werden.
Der erste Castor-Transport von Philippsburg nach Gorleben wurde vom 22. bis 25. April 1995 durchgeprügelt.
In der Bevölkerung, vor allem der des Wendlandes, herrschte Empörung über die polizeistaatliche Durchführung des Castor-Transportes vor. In den Medien wurde meist sehr einseitig und falsch über die Proteste berichtet, die den Castor-Transport begleiteten. Immer wieder wurde von militanten Kernkraftgegnern, gewaltbereiten Demonstranten und Chaoten berichtet. Politisch wurde auf die Erfahrungen mit den Transporten damit reagiert, daß eine Verschärfung im Demonstrationsrecht gefordert wurde.

Die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle ist weltweit ein bisher nicht gelöstes Problem.

Vielleicht hilft diese Information, um den läppischen Satz "Aber irgendwo muß der Müll doch hin" noch einmal neu zu überdenken.......

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